
Hier begann, was dir, mir und allen, die es betrifft, widerfahren ist.
Schwarz ist das Dunkelste
Es ist Trauma, körperliche, psychische, emotionale Gewalt, Missbrauch, Mobbing, Folter, Terrorismus, Machtmissbrauch, Verlust und Schmerz, der keine Worte findet. Leid, das nicht sein dürfte. Es ist das, was einem Menschen und vor allem Kinder geschieht und das Leben für immer verändert. Und das schlimme ist, das Dunkelste hat viele Gesichter.
Lebenslange Spuren
Niemals wieder
werde ich der Mensch sein
der ich einst war
denn mit deiner Handschrift
hast du unauslöschliche
Geschichten auf meinen
Körper gezeichnet
© Bea Anders
Vor dem Schwarz waren die Funken – das Leben in seiner reinen, unschuldigen Form. Dann geschah das Unfassbare. Das, was uns innerlich zerbricht. Das, was verstummen lässt. Was sich in die Psyche einbrennt, in den Verstand gräbt, in die Erinnerungen, in jede Körperzelle.
Schwarz ist pure Angst. Lähmende, alles durchdringende Angst, die nie endet. Es ist Schmerz, der durch Mark und Bein geht, der brennt, der reißt, der nicht aufhört. Es ist die Einsamkeit in einem vollen Raum, wo niemand sieht, niemand hört, niemand glaubt. Die tiefe, abgründige Einsamkeit des Alleinseins mit dem Grauen.
Es ist Scham. Giftige, erstickende Scham, die flüstert: „Du bist falsch. Du bist schmutzig. Du bist schuld.“ Die Scham, die schweigen lässt, die verstecken lässt, die das Gesicht nicht mehr heben lässt.
Es ist Hoffnungslosigkeit – das Gefühl, dass es nie aufhört, nie besser wird, nie ein Ausweg kommt. Die Dunkelheit ohne Ende. Die Todessehnsucht, wenn das Leben so unerträglich wird, dass der Tod wie Erlösung erscheint. Wenn der Schmerz so groß ist, dass das Nichtsein verlockend wird.
Schwarz ist das Wegschauen aller anderen. Die Erwachsenen, die nicht hinschauen wollen. Die Menschen, die nicht glauben. Hilfe, die nicht kommt. Das System, das versagt. Die Türen, die sich schließen. Die Worte, die man nicht findet oder die niemand hören will.
Es ist Ohnmacht. Vollkommene, absolute Ohnmacht. Ausgeliefertsein. Nicht entkommen können. Gefangensein im eigenen Leben, im eigenen Körper, in der eigenen inneren Hölle.
Schwarz ist Verrat, durch die, die beschützen sollten. Durch die, denen man vertraute. Durch eine Welt, die zusieht und nichts tut.
Und es geschieht!
Jetzt!
Überall!
Weltweit – Tag für Tag.
Kindern wird Gewalt angetan. Frauen werden missbraucht, geschlagen, gebrochen. Menschen erleben Höllenqualen, während die Welt weiterdreht. Weltweit toben Kriege, hinterlassen Millionen traumatisierte Menschen – zerrissen, verloren, für immer gezeichnet.
Dieses Schwarz geht uns alle an. Es ist nicht das Problem „der anderen“. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung.
Wir dürfen nicht mehr wegschauen
Nicht mehr die Augen verschließen, wenn ein Kind verstummt. Nicht mehr die Ohren verschließen, wenn jemand um Hilfe ruft – laut oder leise. Nicht mehr weitermarschieren, als wäre das Leid anderer unsichtbar.
Wir müssen hinschauen – in die Abgründe, in das Unerträgliche, in das, was wir lieber nicht sehen würden. Denn nur, wenn wir hinsehen, können wir handeln. Nur, wenn wir handeln, können wir beschützen. Nur, wenn wir beschützen, durchbrechen wir den Kreislauf.
Wir als Gesellschaft sind es den Menschen schuldig, die diese Höllenqualen Tag und Nacht durchleben. Kinder, die ständig in Angst leben. Frauen, die schweigen müssen und Männer, die gefoltert werden. Menschen, die in Kriegsgebieten ums Überleben kämpfen. Unzählige Opfer, die keine Stimme haben, während Täter*innen* erbarmungslos weiter verletzten. Tag für Tag!
Sie brauchen unsere Augen, die sehen. Unsere Herzen, die mitfühlen. Unsere Hände, die helfen. Unsere Stimmen, die sprechen, wenn sie nicht mehr können.
Als Gesellschaft müssen wir lernen, das Schwarz auszuhalten. Nicht, um darin zu versinken, sondern um es zu beenden.
Schwarz ist die furchtbarste Erfahrung. Sie ist real. Sie war real. Und sie hinterlässt ihre Spuren in allem, was danach kommt.
Hier, in diesem Schwarz, beginnt die Geschichte des Dramas. Nicht, weil wir sie romantisieren wollen. Sondern, weil wir sie endlich anerkennen müssen. Weil wir sie benennen müssen. Weil das Schwarz existiert – in dir, in mir, in uns allen, die wir es kennen.
Und weil wir alle gefragt sind, wenn wir davon erfahren.
Es ist nicht die Dunkelheit, die Angst macht,
sondern das Gefühl, dass sie nie mehr weicht.
Autor unbekannt
Die Beiträge in den Reflexionen unter Schwarzlasten erzählen von den vielen Gesicherten eines Traumas.

